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Zustand der Waldbereiche Winterholz, Kuhgraben in Oberselters und Heiligenwald in Schwickershausen
Seit geraumer Zeit wird der Zustand der Waldbereiche Winterholz, Kuhgraben und Heiligenwald von vielen Bürgern massiv kritisiert. Durch die Holzerntearbeiten und vor allem durch die Abfuhr des in großen Mengen lagernden Holzes kam und kommt es derzeit zu erheblichen Beeinträchtigungen der Waldnutzung durch Erholungssuchende. Der Unmut der betroffenen Bürger ist nachvollziehbar und aus Sicht des betreuenden Revierförsters ausnahmslos berechtigt.
Der zuständige Revierförster Frank Körver nimmt zu dem geschilderten Sachstand ausführlich Stellung:
Ausgang der umfassenden Eingriffe in die Fichtenbestände des Stadtwaldes waren die erheblichen Schäden durch den Orkan im Winter 2018. In den darauffolgenden drei Jahren litt der ohnehin geschwächte Wald unter einer bis dahin nicht gekannten Borkenkäferplage in Kombination mit erheblicher Trockenheit. Es kam zum Absterben nahezu sämtlicher Fichtenbestände des
Stadtwaldes. Seit dem Orkan 2018 wurden allein im Zuständigkeitsbereich der Revierförsterei Erbach 85.000 Festmeter abgestorbenes Fichtenholz geerntet. Der normale jährliche Nadelholzeinschlag liegt bei etwa 1% dieser Menge.
Während der größte Teil der genannten Holzmenge seit 2018 bei vergleichsweise günstigen Bedingungen geerntet werden konnten, waren und sind in den oben genannten Waldbereichen die Bedingungen grundsätzlich erheblich erschwert. Neben der extrem nassen Witterung des aktuellen „Winters“ mit viel Nässe und aufgeweichten Böden, musste in den genannten Waldbereichen alles Holz der kompletten Waldteile über weite Strecken transportiert und an jeweils einem sehr eng begrenzten Ort für den Abtransport gelagert werden. Entsprechend hoch waren die Holzmengen und die Last der eingesetzten Maschinen in diesen Bereichen. Unausweichliche Folgen sind die nun deutlich sichtbaren, gravierenden Schäden.
Hätte man das Holz denn nicht einfach im Wald stehen lassen können und als Biotop für Lebewesen nutzen können? Dann wäre das alles nicht passiert! So oder so ähnlich argumentieren die Kritiker des oben beschriebenen Vorgehens. In Teilen haben sie recht mit ihren Argumenten. Sicher wäre der ökologische Vorteil für die Vogel- und Insektenwelt groß. Die langfristigen Folgen für die weitere Nutzung des Waldes für Zwecke der Erholung wären hingegen nicht absehbar. Mittlerweile brechen die trocken im Wald stehenden Fichtenskelette selbst bei leichtem Wind ab und fallen unkontrolliert in alle Richtungen. Neben einer Dauerbelastung mit hohen Kosten der Verkehrssicherung wäre auch ein Betreten des Waldes für den Erholungssuchenden künftig nicht mehr gefahrenfrei möglich. Diese Situation würde sich so weit zuspitzen, dass der Wald in Teilbereichen gesperrt werden müsste. Aber auch die Verantwortung für die Versorgung kommender Generationen mit Nutzholz wäre nicht mehr ausreichend gewährleistet, wenn die nun brachliegenden Freiflächen nicht mehr aufgeforstet werden könnten.
Wie kann nun mit der beschriebenen Problematik umgegangen werden? Wie sieht perspektivisch der weitere Fortgang aus? Zunächst ist es unausweichlich, dass die lagernden Resthölzer zeitnah aus dem Wald transportiert werden. Dies wird hoffentlich bald der Fall sein. Zwischenzeitliche Einsätze von Räum- und Kehrmaschinen sollen die Belastung durch Schmutz minimieren. Gänzlich abfangen werden sie das Problem allerdings nicht. Maßnahmen der Wiederherstellung können leider erst nach der Holzabfuhr bei dann hoffentlich besserer Witterung erfolgen. Hierzu zählen, unter anderem, die Instandsetzung der Waldwege sowie deren Zufahrten, Rückegassen-Einfahrten, Lehrpfadtafeln, Bankette der Wege und Wiesen außerhalb des Waldes und Parkflächen der Kirche und der Sportanlage. Der bereits beauftragte Baggerbetrieb wird mit den Arbeiten beginnen, sobald alles Holz abtransportiert ist und es die Witterung zulässt. Mittelfristig werden alle Freiflächen des Stadtwaldes aufgeforstet. In Teilbereichen ist dies bereits erfolgt. Auch die Flächen im Winterholz, Kuhgraben und Heiligenwald kommen an die Reihe. Bei der Vielzahl an Flächen ist ein langer Ausführungszeitraum notwendig. Bei der Priorisierung wird der Erholungsaspekt im Winterholz und Heiligenwald eine maßgebliche Rolle spielen. Derzeit geht der Revierförster davon aus, dass bis zum Frühjahr die Beseitigung der Schäden erfolgt ist.